Stengelloses Leimkraut
Silene acaulis (L.) Jacq.

Merkmale:Stengelloses Leimkraut (Silene acaulis (L.) Jacq.)
Ausdauerndes Nelkengewächs (Caryophyllaceae), das wie geschoren erscheinende, niedrige Flachpolster bildet und mit einer starken Pfahlwurzel tief (70 - 130 cm) in das Gestein eindringt. Die Lederartigen, kleinen, fast nadelförmigen Blättchen liegen mit ihren zurückgebogenen Teilen dicht dem Polster an. Das Innere des Polsters ist mit teilweise verrotteten Blättern erfüllt. Die Blüten stehen einzeln, ganz kurz gestielt und ragen nur wenig aus dem Polster heraus. Ihre Größe schwankt von 0,5 - 1 cm im Durchmesser, ihre Farbe von Rosa bis zu leuchtendem Karmesinrot, selten auch Weiß. Gelegentlich kommen auch gefüllte Blüten vor. Der Laie spricht dann gerne von "blühendem Moos", wenn er die blütenübersäten Rosenkissen sieht. Es gibt Polster mit nur männlichen, nur weiblichen und solche mit zwittrigen Blüten. Als Besucher kommenhäufig Falter, aber auch Bienen, Fliegen, Schwirrfliegen, Käfer, und sogar Hummeln. Die Pflanze gehört zu den Winterstehern: die Samen werden teilweise erst während des Winters oder gar erst im Frühjahr entleert. Das Stengellose Leimkraut kommt in den Alpen in zwei vom Gestein abhängigen Rassen vor: einer Kalkrasse, die lockerrasig und großblütig ist, und einer Silikatrasse, die polstrig-dicht, klein- und blassblütig ist.
Standort:
Die auffallende und wunderhübsche Pflanze gehört zu den verbreitetsten Alpenblumen. Ihre brennendroten, blütenbestickten Teppiche leuchten uns aus dem Rasen steiniger Weiden entgegen. Sie wölben sich aber auch über Felsbuckel, hängen an Felswänden und schmücken Grate und Felsbänder. Häufig in der Gesellschaft des Polsterseggengrasens und der Blaugrashalden zwischen 1500 und 3600 m. 
Verbreitung:
In den Alpen mit vier geographisch getrennten Kleinrassen: In den Westalpen, den östlichen Zentralalpen, den östlichen und den südöstlichen Kalkalpen. Ferner in den Pyrenäen, Karpaten, dem Apennin, auf der Balkanhalbinsel, im nördlichen Eurasien bis in die Arktis; Nordamerika und Mexiko.
Volksnamen:
Moosbleamel, Steinguckerli, Gamskraut, Rotes Mies, Alpenpolster. 
Die Namen Teufelspeitsche oder Zigeunerkraut zeigen die Verhaftung der Pflanze mit dem Volksaberglauben an.

Entnommen aus:
BLV Naturführer Alpenblumen