Merkmale:
Mit dieser reizvollen Pflanze haben wir eine der wenigen alpinen Orchideengewächse
(Orchidaceae) vor uns, in Miniaturform natürlich, denn das Rote Kohlröserl
wird nur 10 - 25 cm hoch. Von einer handförmig gespaltenen Knolle entspringen die
grasartigen Blätter und der Blütenschaft mit der länglich eiförmigen
Blütenähre. Die kleinen Blüten, die beim genauen Hinsehen den Bauplan der
Orchideenblüte erkennen lassen, sind rosa bis hellrot gefärbt und duften
intensiv nach Vanille. Dieser starke Lockduft scheint sich zu lohnen, denn 53
Insektenarten, davon allein 48 Falter, kommen als Bestäuber zu den zu den
Blüten! Nur das Weidevieh meidet die stark riechende Pflanze. Nimmt es sie
zufällig einmal auf, so färbt es die Milch blau, Käse und Butter riechen nach
Vanille. Häufiger als das Rote Kohlröserl ist das kleinere Schwarze
Kohlröserl mit schwarzpurpurnen Blüten und fast kugeligem Blütenstand.
Zwischen beiden Arten entstehen leicht Kreuzungen - eine Eigentümlichkeit der
Orchideenfamilie.
Der Bastard steht dann sowohl hinsichtlich der Farbe, als auch bezüglich der
Blütengröße in der Mitte zwischen den beiden Eltern. Auch bei unserem Bild
handelt es sich um einen derartigen Orchideenbastard und zwar mit der
Mücken-Händelwurz, Gymnadenia conopea.
Blütezeit ist von Juni bis
September.
Standort:
Selten auf mageren Wiesen, in Blaugrashalden und Borstgrasrasen zwischen 1700
und 2780 m Kalkzeiger. Beide Kohlröschen-Arten sind ausgesprochen
düngerfeindlich, besonders empfindlich gegen Kunstdünger. Eine einmalige
Düngung kann ein ganzes Vorkommen zerstören. Die Intensivierung der
Landwirtschaft auch in den Alpen wird zur tödlichen Gefahr für die kleine
Pflanze.
Verbreitung:
Während das Schwarze Kohlröserl in so ziemlich allen europäischen
Hochgebirgen bis hinauf nach Skandinavien vorkommt, ist das Rote Kohlröserl
auch in seiner Verbreitung viel exklusiver und beschränkt sich auf die Ostalpen
und die Ostkarpaten.
Volksnamen:
Die große Zahl der Volksnamen für das Kohlröserl (darin werden die beiden
Arten nicht unterschieden ) ist ein Gradmesser für seine Beliebtheit und
Bekanntheit: Rotes Männertreu, Braunelle, Brunelle, Blutrösl, Blutströpfel,
Schwoaßbleaml, Jochbrändli, Schwarzröserl, Sonnwendschöberl, Nasenblüeter,
Vanilleblümli, Schokoladeblümli.
Beide Kohlröserl-Arten sind streng geschützt. Leider gehören sie zu den
populären Alpenblumen wie Edelweiß und Enzian, die dennoch gepflückt werden.
Deshalb muss man auf immer abgelegenere Bergwiesen wandern, um den kleinen
Kostbarkeiten zu begegnen.
Streng Geschützt!
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Entnommen
aus:
BLV Naturführer Alpenblumen |
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