Merkmale:
Eine Miniaturlilie, die kaum fingerlang wird, dennoch in allen Details die
typischen Lilienmerkmale verkörpert: Aus einer kleinen, länglichen Zwiebel
entspringen meist zwei schmale, grasartige, fast fadenförmige Blätter, die
gleich lang oder länger sind als der spärlich beblätterte Blütenstengel. Die
einzeln stehenden Blütensterne sind milchig weiß, die Blumenkronblätter am
Grunde gelb mit je drei feinen, rötlichen Streifen, die als "Honigmale"
zur Nektarquelle hinführen. Als Bestäuber kommen kurzrüsselige
Insekten in Frage, die den offen liegenden Honig reichlich ausbeuten und dabei die
Blüte bestäuben. Interessant ist, dass an geschützten Stellen die Narbe über
die Stabblätter weit aus der Blüte herausragt und dadurch Selbstbestäubung
unmöglich macht, während an rauhen, windigen Orten, an denen Insektenbesuch
weniger wahrscheinlich ist, Staubblätter und Stempel gleich lang sind, so dass
es leicht zur Selbstbestäubung kommen kann. Die kleinen, flachen Samen werden
vom Wind verbreitet.
Blütezeit ist Juli und August.
Standort:
Die Faltenlilie steht an der Grenze der Wiesen- und Felsflora: Sie meidet die
offene Weide und den langhalmigen Rasen der Mähwiesen und Wildheuplanggen,
zieht dagegen den Pionierrasen zwischen Geröll und Fels vor, die moosigen
Felstrassen und Felsritzen, wo sie in den tiefen Humuslagen ihre kleinen
Zwiebeln birgt, besonders auf kalkarmem Substrat. Sie mischt sich auch in den
flechtenreichen Krummseggenrasen, geht auf schneefreie Grate und stellt sich als
"Polstergast" auf den dichten Polstern des Stengellosen Leimkrautes
ein. Auf allen diesen Standorten kommt sie jedoch nur selten und zerstreut vor.
Die zierliche kleine Lilie ist ausgesprochen hochalpin, die höchststeigende
Lilie der Alpen überhaupt: Sie steigt bis auf 3100 m und geht nicht unter 1800
m herab.
Verbreitung:
In den Alpen hauptsächlich in den Zentralalpen, ferner Karpaten, Balkan,
Kaukasus, Ural; Britische Inseln; außer in den europäischen Gebirgen aber auch
in der Arktis, in Sibirien und Nordamerika.
Einer Gattung angehörig, die mit 12
Arten ähnlich unserer Sippe von Europa bis Ostsibirien verbreitet sind.
Volksnamen:
Fehlen, da die unscheinbare Pflanze von der Bevölkerung kaum beachtet wird. Der
Gattungsname Lloydia geht zurück auf den englischen Botaniker Edward Lloyd, der
die Pflanze gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Wales entdeckte.
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Entnommen
aus:
BLV Naturführer Alpenblumen |
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